Giardien sind einzellige Dünndarmparasiten und eine Infektion die, laut einer Studie, in Deutschland fast jeden fünften ausgewachsenen Hund betreffen. Hat dein Vierbeiner die Diagnose Giradien erhalten, behalte die Ruhe! Wichtig ist, dass du dich umfangreich über Giardien informierst und entsprechende Maßnahmen gegen die Infektion ergreifst.
Bei Giardien handelt es sich um eine weltweit vorkommende Form einzelliger Mikroorganismen bzw. Parasiten. Hat sich dein Vierbeiner infiziert, hat das nichts mit mangelnder Hygiene oder fehlender Pflege der Tiere zu tun. Häufig sind es gewöhnliche Fliegen, die von einem Kothaufen die Erreger aufnehmen und zum Beispiel auf das Hundefutter➹ übertragen. Frisst der Vierbeiner, nimmt er diese unweigerlich auf und bekommt die Infektion. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen sind ca. 70 Prozent der Welpen und über 15 Prozent der erwachsenen Hunde mit Giardien infiziert. Aber nicht alle werden letztendlich krank. Deshalb kann angenommen werden, dass Giardien ein Bestandteil der normalen Hundedarmflora sind. Wahrscheinlich hängt es vom Immunsystem des Vierbeiners ab, ob sich die Mikroorganismen soweit vermehren können, dass sie schädliche, entzündliche Prozesse auslösen. Die Folge ist eine Giardiose, die einen langwierigen Heilungsprozess hat.
Die Krankheit kann Vierbeiner jeden Alters treffen. Sie gilt allerdings als typische Hundekinder-Krankheit. Warum Welpen besonders häufig betroffen sind, lässt sich mit einem geschwächten Immunsystem in Verbindung mit Aufregung und Stress erklären. Das ist leicht nachvollziehbar, wenn du dich einmal in die Situation des Kleinen versetzt: Er wird von seiner Mama getrennt und kommt an einen völlig fremden Ort. Anstelle der Geschwister gibt es hier einen oder mehrere Menschen, die mit ihm spielen möchten. Alles ist neu. Da sind die vielen Geräusche und vor allem Gerüche, die erkundet werden wollen. Der Welpe schnüffelt überall herum und schleckt alles ab. So kommt er häufig mit infiziertem Kot oder Wasser in Berührung und schon ist es passiert: Der Kleine nimmt Giardien auf, die in seinem kleinen Körper leichtes Spiel haben.
Nicht immer entwickeln sich bei einem mit Giardien infizierten Hund die typischen Symptome. Bricht die Krankheit und Infektion jedoch aus, leiden die Tiere unter starken Beschwerden. Das können sein:
Giardiose verläuft in vielen Fällen in Schüben. Das heißt, dein Hund kann zwischenzeitlich beschwerdefrei sein. Gesund➹ ist er dennoch nicht, die Beschwerden werden wahrscheinlich immer wieder auftreten. Auf jeden Fall muss dein Vierbeiner bei Verdacht auf Giardien von einem Tierarzt untersucht werden. Wird der Befall übersehen, können sich die Parasiten munter weiter vermehren und dauerhaft dem Darm und dem gesamten Immunsystem des Hundes schaden.
Neben den bereits genannten Symptomen gibt es weitere Anzeichen dafür, dass dein Tier an Giardiose erkrankt ist. Sein Kot ist auffallend gelblich verfärbt und hat einen faulig-ranzigen Geruch. Am besten nimmst du gleich Stuhlproben mit zum Tierarzt.
Neben strengen Hygienemaßnahmen bestimmt der Tierarzt, was bei Giardien zu tun ist. Er wird dich über die nötige Hygiene informieren und dir wahrscheinlich auch ein Mittel zur Desinfektion geben. Zudem berät er dich bezüglich einer Ernährungsumstellung für deinen Hund. Das Ziel muss sein, dass beim Hund ein giardien-feindliches Darmmileu aufgebaut wird. Dazu gibt es verschiedene Nahrungsergänzungsmittel für die Tiere. Es liegt an dir, alle Maßnahmen gegen Giardien sorgfältig durchzuführen. Die äußerst widerstandsfähigen Darmparasiten lassen sich nicht mit halbherziger Behandlung bekämpfen. Auch wenn das notwendige Vorgehen nicht angenehm ist, es muss sein:
Das Infektionsrisiko bei Giardien ist nicht nur für andere Vierbeiner und Tiere groß. Auch der Mensch kann sich mit Giardien anstecken. Entsprechende Hygienemaßnahmen sind der beste Schutz. Erlaube deinem kranken Vierbeiner nicht, dich abzulecken. Und natürlich solltest du ihn nicht küssen. Wasche dir sofort die Hände, nachdem du ihn gestreichelt hast und benutze ein Desinfektionsmittel. Zum Putzen und Reinigen der Hundeutensilien solltest du Einweghandschuhe tragen.
Ganz spurlos geht die Erkrankung des Vierbeiners mit Giardien an Frauchen oder Herrchen nie vorbei. Das Auf und Ab von beschwerdefreien Tagen mit Durchfall-Perioden, die Tierarztbesuche, das ständige Reinigen sind zermürbend.
Wer als Mensch schon mal eine heftige Durchfallerkrankung hatte, der weiß, wie schwer es ist, rechtzeitig die Toilette zu erreichen. Du musst Verständnis haben, dass deine Fellnase es nicht immer nach draußen schafft. Vor allem dann, wenn du ihn eine Zeitlang alleine in der Wohnung lassen musst, gibt es häufig stinkenden Durchfall auf dem Boden. Schimpfen nützt dann überhaupt nichts. Dein Hund macht das nicht, um dich zu ärgern: Er ist krank! Die ganze Situation ist auch für ihn ohnehin schon belastend. Macht ihm sein Mensch noch Vorwürfe, geht für ihn eine Welt unter.
Giardiose ist für beide, für Hund und Hundehalter eine enorme Belastung. Allein die Hygiene-Maßnahmen erfordern viel Zeit. Dazu kommen teure Rechnungen vom Veterinär und aus dem Labor. Und nicht zu vergessen, dass ein Hundefreund schrecklich mitleidet, wenn es seinem Tier nicht gut geht.
Sobald die Vermutung besteht, dass dein Liebling Giardien hat, solltest du mehrere Kotproben sammeln und für Laboruntersuchungen einreichen. Am besten sammelst du während drei Tagen. Nicht jede Kotprobe enthält Giardien-Zysten. Falls sich dein Verdacht nicht bestätigt und der Darm deines Tieres nicht von Parasiten befallen ist, umso besser. Andernfalls kann sofort mit der Behandlung begonnen werden.
Giardien sind hartnäckig. Es ist wichtig, dass du dich strikt an die Anweisungen des Tierarztes hältst. Egal, ob dein Hund seine Medikamente ungern nimmt oder sich das Hinterteil nur widerspenstig putzen lässt: Für gute Therapieergebnisse müssen alle an einem Strang ziehen. Das heißt, es ist deine Aufgabe, alles zu tun, was der Genesung dient. Notfalls auch mit Nachdruck, aber ohne zu drohen oder laut zu werden.
Sollten Kinder im Haushalt sein, sind sie über die Krankheit aufzuklären. Sie dürfen vorläufig nicht unbeaufsichtigt mit dem Vierbeiner spielen und ihn nicht knuddeln oder küssen. Dafür bekommt er einfach ein paar Extrastreicheleinheiten im Anschluss an die Therapie, wenn er wieder ganz gesund ist.
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