Hundeerziehung➹ ist Arbeit. Aber sie bedeutet auch eine sehr intensive Zeit, die Vierbeiner und Mensch miteinander verbringen. Zieht ein niedlicher Welpe➹ bei dir ein, bist du ab sofort für ihn verantwortlich.
Erziehungsfehler während der Welpenzeit können Auswirkungen auf ein ganzes Hundeleben haben. Kurz gesagt: Das erste Lebensjahr deines Hundes ist prägend.
Wird ein Hund nicht von klein an sozialisiert und werden ihm seine Grenzen nicht aufgezeigt, kann es im Alltag zu gravierenden Problemen kommen. Sicher kennst auch du Hundehalter, die mit einem „Der tut nichts, der will nur spielen!“ ihre ungezogenen Vierbeiner entschuldigen. Anspringen, häufiges Bellen, in Ärmel beißen➹ oder Fahrradfahrern hinterherspringen sind Folgen von Erziehungsfehlern. Mit einem solchen Tier ist es kaum möglich, Bus oder Zug zu fahren, einzukaufen und Freunde zu besuchen. Im schlimmsten Fall kommt es zu echten Beißattacken vom Hund.
Aber auch zu Hause läuft nicht alles rund, wenn die Erziehungsmaßnahmen➹ nicht konsequent durchgesetzt werden. Das Stibitzen von Essen vom Küchentisch, trotz Verbot auf dem Bett liegen oder nicht stubenrein werden, sind nur einige Beispiele. Leider landen immer wieder Hunde im Tierheim, weil der Besitzer überfordert ist. Das ließe sich fast immer mit einer artgerechten, frühzeitigen Erziehung verhindern.
Ein Hund kann sich nicht allein erziehen. Oder anders gesagt: Darauf zu hoffen, dass der Vierbeiner sich selbstständig alles abschaut und sich anpasst, kann nur zu Stress und Enttäuschungen führen. Ein Hund braucht klare Regeln und Kommandos. Damit sind wir schon beim ersten Erziehungsfehler.
1. Inkonsequente Hundeerziehung
Du rufst deinen Hund mit dem Befehl „Sitz!“ zu dir. Er kommt zwar schwanzwedelnd angesprungen, aber ignoriert das Sitz-Kommando und sieht dich erwartungsvoll an. Daraufhin kraulst du dem Hund den Kopf und gibst im ein Leckerli. Natürlich bestehst du sonst immer darauf, dass er folgt. Heute wird aber mal eine Ausnahme gemacht. Dem Tier gegenüber ist dieses Verhalten unfair, es benötigt eine zuverlässige Linie, Konsequenz und Beharrlichkeit. Es ist ein häufiger Fehler in der Erziehung dass Hunde nicht klar vermittelt bekommen, was sie dürfen und was nicht. Bei aller Tierliebe: Steht es dem Hund frei, ob er folgen möchte oder nicht, kann das fatale Folgen haben. Zum Beispiel dann, wenn plötzlich ein Auto entgegenkommt, oder Fußgänger Angst haben und unangemessen reagieren. Eine gute Erziehung des Hundes funktioniert am besten mit Konsequenz und einer guten Körpersprache.
2. Kommandos, die ein Hund nicht verstehen kann
Ein Vierbeiner braucht kurze, eindeutige Kommandos. „Pluto, ich habe dir gesagt, dass du sitzen sollst!“ ist ebenso unsinnig wie „Hör mal auf so zu bellen!“. Hunde lernen keine Wörter oder gar Sätze, sondern Laute. Welches Kommando ist dagegen geläufig? „Sitz“, „Aus“, „Bei Fuß“ muss dagegen vom Hund verstanden und befolgt werden. Auch die richtige Körpersprache kann dabei helfen.
3. Erziehung auf später verschieben
Ein häufiger Erziehungsfehler ist, die Erziehung auf später zu verschieben. Der süße, knuffige Welpe darf alles. Sogar auf dem Esstisch wird er gesetzt oder mit ins Bett genommen. Ein paar Monate später empfindest du es wahrscheinlich nicht mehr als niedlich, wenn um Essensreste gebettelt wird. Es ist auch nicht für alle Hundebesitzer angenehm, wenn sich ein großer Hund auf dem Kopfkissen rekelt. Wer die Erziehung des kleinen Welpen vernachlässigt, wird es schwer haben, einem halbstarken Rüpel Kommandos und Benehmen beizubringen. Tierheime können ein Lied davon singen. Immer wieder werden erwachsene Hunde abgegeben, weil diese nicht folgen.
4. Den Hund vermenschlichen
Leider ist in der heutigen Zeit ein Tier oft Ersatz für fehlende Partner oder Kinder. Das führt nicht selten zur Vermenschlichung vom Hund. So bekommt das Hündchen einen Mantel oder gar Schmuck geschenkt, hat ein eigenes Bett und muss brav mit vorm Fernseher sitzen. Es ist nicht grundsätzlich alles falsch und schadet nicht in jedem Fall. Der Vierbeiner muss sich aber artgerecht verhalten dürfen. Respektiere, wenn der Hund lieber in seinem Körbchen liegt und sich nicht für den Tatort interessiert. Mag der Hund keine Kleidung tragen, dann muss er das nicht. Auch das ständige Umhertragen von kleinen Hunden ist nicht artgerecht. Starke Vermenschlichung schadet nahezu jedem Hund.
5. Die Führungsrolle aus der Hand geben
Sicher hast du auch schon Hundehalter gesehen, die an der straffen Leine hinter ihrem Vierbeiner hergezogen werden. In diesem Fall wurde versäumt, die Leinenführigkeit zu trainieren. Diese ist unverzichtbar. Das Gehen an lockerer Leine neben oder nahe bei Herrchen oder Frauchen dient der Sicherheit. Nicht nur für den Hund und seine Besitzer, sondern auch für Umwelt und Umfeld. Für Tier und Mensch bedeutet ein lockere Leine außerdem Vertrauen und Entspannung.
6. Schlagen und Anschreien
Einem Hund gewaltsam erziehen zu wollen, funktioniert nicht und ist ein absolutes No-Go. Mit Schlägen und Anbrüllen wird ein Tier verängstigt und verliert das Vertrauen. Schwierige Fälle können durch klare Grenzen und Regeln sozialisiert werden. Wenn du mit dem Charakter deines Hundes nicht zurechtkommst, hole dir bitte Hilfe. Ansprechpersonen sind der Züchter oder das Tierheim, in dem du deinen Vierbeiner gekauft hast. Auch der Tierarzt vermittelt gern entsprechende Adressen. Damit zwischen dem Hund und dir eine lebenslängliche Freundschaft entstehen kann, muss Vertrauen anstelle von Angst herrschen.
War die Fellnase einmal ungezogen, dann kommt sie an die Leine. Manchmal versteht ein Hund auch, dass er etwas falsch gemacht hat, wenn du ihn eine Zeitlang ignorierst. Meist kommt er dann von sich aus an und macht dir ein Friedensangebot.
7. Sozialisierung findet nicht ausreichend statt
Während der Sozialisierungsphase lernen Welpen für ein ganzes Hundeleben. Neben dem Umgang mit seinem Mensch und allgemeinem Gehorsam hat so ein kleines Fellknäuel noch viel mehr zu lernen. Ein verhängnisvoller Erziehungsfehler ist das Vermeiden von Kontakten mit anderen Welpen, erwachsenen Hunden und verschiedenen Tieren.
Je früher der kleine Kerl ganz unterschiedliche Kontakte hat, umso einfacher wird es, später mit ihm unterwegs zu sein. Die allgemeine Annahme, dass Hund und Katze sich spinnefeind sind, stimmt im Grunde genommen nicht. Es existieren durchaus Freundschaften zwischen diesen Tieren. Sollten in deinem Haushalt oder in der Nachbarschaft Katzen leben, mache deinen Welpen mit ihnen frühzeitig bekannt. Er sollte möglichst auch lernen, dass er Vögel und Wildtiere nicht jagen darf.
8. Leckerli als Snack für Zwischendurch?
Ein guter Hundehalter hat immer ein paar Leckerli in der Tasche. Es gibt auf einem gemeinsamen Spaziergang sicher die eine oder andere Situation, in der sich dein Vierbeiner eine Belohnung verdient hat. Er sollte die Leckerchen immer mit einer Situation in Verbindung bringen und verstehen, dass er gerade etwas gut und richtig gemacht hat. Würdest du ihm wahllos immer wieder etwas zum Knabbern geben geht die Erziehungsmaßnahme verloren. Er verstände den Zusammenhang zwischen Belohnung und einfach etwas zum Fressen bekommen, nicht mehr.
Lange Zeit hielt sich die Meinung hartnäckig, dass der Hund zu Füssen seines Frauchen oder Herrchen Platz zu nehmen hat. Würde man ihm das Sofa überlassen, so hieß es, fühle er sich als Chef und überlegen. Forscher, die Wolfsrudel über einen längeren Zeitraum beobachteten, konnten dies nicht bestätigen. Sie fanden heraus, dass, wenn der Rudelführer seinen Platz auf einem Hügel hatte, auch andere Wölfe dort liegen durften. Allerdings nur, wenn der Anführer diesen nicht beanspruchte. Ansonsten räumten die Untergebenen den Liegeplatz sofort.
Es ist also nicht als Erziehungsfehler anzusehen, wenn dein Hund sich auf Sessel oder Couch ausstreckt. Er muss jedoch lernen, Platz zu machen, wenn du dort sitzen möchtest.
Jeder Vierbeiner schlägt mal über die Stränge und folgt nicht, wie er sollte. Mit einem konsequenten „Nein!“ und erhobenem Zeigefinger, machst du ihm das verständlich. Allerdings muss das sofort passieren. Ein Hund kann nur in einer unmittelbaren Situation einordnen, was du ihm mitteilen möchtest. Das gleiche gilt übrigens auch für Belohnungen.
Kommt deine Fellnase als erwachsener Hund zu dir, bringt er möglicherweise einige Fehler aus der Erziehung im Welpenalter mit. Nicht alle lassen sich noch komplett abgewöhnen. Bellt der Hund Fremde an, ist er sehr ängstlich, frisst alles, was am Boden liegt oder jagt Katzen, ist viel Erfahrung und Geduld nötig, ihm dies abzugewöhnen. Am besten suchst du mit einem verzogenen Hund einen Hundetrainer bzw. eine Hundeschule auf oder fragst sehr erfahrene Hundebesitzer um Rat.
Grundsätzlich gilt: Durch ausreichende Beschäftigung mit dem Tier, viel Liebe, Geduld und klare Richtlinien lassen sich die meisten Erziehungsfehler auch von Hundeanfängern vermeiden.
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