Hieß es vor einigen Jahren noch, dass jeweils im Frühjahr die Zeckenzeit beginnt, so ist diese Aussage heute nicht mehr allgemeingültig. Sind die Winter zu mild, könnten die gefährlichen Spinnentiere das ganze Jahr über aktiv sein. Zecken übertragen verschiedene Krankheiten➹ auf den Menschen und auch auf Vierbeiner. Eine davon ist die Lyme-Borreliose. Oder kurz: Borreliose.
Im Jahre 1975 wurde in Lyme, einem Ort in den USA ein Krankheitsbild beschrieben, dass in Verbindung mit Zeckenstichen gebracht wurde. 1981 konnte der amerikanisch Bakteriologe Willy Burgdorfer die neu entdeckte und von Zecken übertragene Borrelia-Art nachweisen. Das war ein wesentlicher Schritt zur Erforschung der Krankheit und der Erreger. Leider gibt es bis heute keinen wirklich zuverlässigen Schutz vor Borreliose.
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Das tückische ist, dass weibliche Zecken Blut vor allem von kleinen wildlebenden Tieren, etwa Mäusen oder Vögeln Blut saugen. Diese tragen häufig Borrelien (Borrelia) in sich, ohne selbst zu erkranken. Sie geben es aber an die Zecken weiter. Danach legen Zeckenweibchen bis zu 3000 Eier, die im Frühling schlüpfen und so zur schnellen Verbreitung der bakteriellen Erkrankung beitragen.
Zecken lassen sich weder von Bäumen fallen, noch können sie Mensch oder Tier anspringen. Sei lauern, bevorzugt auf Kniehöhe, im Hecken, Gestrüpp und Gräsern. Geruchstoffe und Körperwärme eines potenziellen Opfers locken sie an. Streift der Hund➹ durch die Natur, haben die fiesen Spinnentiere leichtes Spiel. Sie lassen sich einfach auf das Tier fallen. Nun sticht die Zecke nicht sofort zu, sondern spaziert erst auf der Haut, bis sie eine warme, geeignete Stelle gefunden hat. Auf der Haut eines Menschen könnte sie so entdeckt werden, im Hundefell ist die Chance gering.
Hat die Zecke den Vierbeiner gestochen, heißt das noch nicht zwangsläufig, dass er durch die Erreger infiziert ist. Zum einen trägt nicht jede Zecke Borrelien in sich, zum anderen ist auch ein verseuchtes Spinnentier nicht sofort bereit, die gefährlichen Bakterien abzugeben und so eine Infektion auszulösen. Es gilt, eine entdeckte Zecke unverzüglich zu entfernen! Hat sie sich erst einmal festgesaut, dauert es zwischen 16 und 24 Stunden, bis die Borrelien aus dem Körper der Zecke in deren Speicheldrüsen gelangen und die Infektion durch die Erreger nicht mehr verindert werden kann.
Nach dem Stich dauert es in der Regel zwischen zwei und fünf Monaten, bis die typischen Krankheitsanzeichen auftreten. Übrigens erkrankt nicht jeder Hund, der mit Borrelien in Kontakt kam. Warum das so ist, ist aktuell noch nicht überzeugend geklärt.
Hundeanfänger und Menschen ohne Vierbeiner spielen die Gefahr von Zecken häufig herunter. Schon früher gab es bei Mensch und Tier Erkrankungen, die durch von Zecken übertragenen Bakterien ausgelöst wurden. Leider hat man diese aber nicht erkannt und oft falsche Diagnosen gestellt. So wird heute sogar angenommen, dass einige an multipler Sklerose leidende Patienten eigentlich eine verschleppte Borreliose haben.
Die Symptome können sehr ähnlich sein. Nicht umsonst wird Borreliose auch als die Krankheit mit den Tausend Gesichtern bezeichnet. Auch bei einem infizierten Hund sind die Anzeichen zuerst einmal unklar. Fiebert der Vierbeiner plötzlich, ist abnormal müde und hat keinen rechten Appetit, kann das viele Ursachen haben. Niemand wird dabei gleich an Borreliose denken. Kommen allerdings Lähmungserscheinungen hinzu, die entweder bleiben oder kommen und gehen, dann sollten die Alarmglocken schrillen.
Wurde dein Liebling vor einiger Zeit von einer Zecke gestochen und geht es ihm plötzlich nicht gut, kränkelt er und zeigt verschiedene Symptome? Dann behalte ihn gut im Auge. Durch das Fell kann nicht, wie beim Menschen, eine Wanderröte auf der Haut als typisches Anzeichen einer Borreliose ausgemacht werden. Wenn du folgende Symptome bemerkst, gehört der Hund umgehend in die Hände es Tierarztes, da eine Erkrankung durch die Infektion wahrscheinlich ist:
Wer nicht umgehend handelt, riskiert, dass sein Hund eine chronische Borreliose entwickelt.
Der Tierarzt wird durch eine Blutuntersuchung die Diagnose sichern und danach deinem Vierbeiner Antibiotika verschreiben, um die Erreger loszuwerden. Dieses muss über einen längeren, von ihm festgelegten, Zeitraum eingenommen werden. Auf keinen Falls darfst du von dir aus die Therapie frühzeitig beenden. Auch nicht, wenn es deinem Liebling inzwischen besser geht. Gegen die Schmerzen gibt es entzündungshemmende Schmerzmittel. Beginnt die Behandlung unverzüglich, ist die Prognose gut. Manchmal können nicht alle Bakterien abgetötet werden. Dann kommt es zu einer chronischen, in Schüben verlaufenden Borreliose.
Es gibt verschiedene, aber keine 100 Prozent zuverlässigen Methoden, dein Tier vor Borreliose zu schützen.
Chemische Zeckenschutzmittel können unerwünschte Nebenwirkungen haben. Deshalb empfehlen wir dir, zuerst mit dem Tierarzt zu sprechen. Er wird dir die besten Mittel für deinen vierbeinigen Freund empfehlen. Sollte dein Hund nach Anwendung der Zeckenmittel stumpfes Fell, schuppige Haut und Ekzeme aufweisen, ist ihm übel und muss er gar erbrechen, ist ebenfalls der Veterinär gefragt. Ein unverzüglicher Arztbesuch wird notwendig, wenn neurologische Symptome wie Lethargie oder Zittern auftreten.
Eine der zuverlässigsten Schutzmaßnahmen ist das gründliche Absuchen deines Vierbeiners nach jedem Aufenthalt in der Natur. Bei einem kurzhaarigen Vierbeiner ist das natürlich einfacher als bei einem langhaarigen. Aber auch der muss die Prozedur über sich ergehen lassen. Manche Zecken erkennst du nicht mit den Augen, sondern tastest sie beim Streicheln deines Tieres.
Hast du auf der Haut deines Vierbeiners eine Zecke entdeckt, sollte diese unverzüglich wie folgt entfernt werden:
Niemals darfst du Öl oder Desinfektionsmittel auf die Zecke träufeln! In ihrem Todeskampf würde sie erst recht Krankheitserreger ins Blut des Hundes ausstoßen.
Behalten in den nächsten Wochen die Einstichstelle gut im Auge. Bei Auffälligkeiten muss dein Hund sofort zum Tierarzt!
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