Ein Hund, der seinen Mensch durch die Gegend zieht, ist nicht leinenführig. Immer wieder sind Hundehalter zu sehen, die schnellen Schrittes und mit einer straffen Leine in der Hand dem Vierbeiner folgen und diesen – im schlimmsten Fall – ausschimpfen, weil er so zieht. So macht das Gassi gehen natürlich keinen Spaß. Erfahre hier, wie du deinen Hund an die Leine gewöhnst und ihr so entspannt Gassi gehen könnt.
Habt ihr die Leinenführigkeit trainiert, dann läuft dein Liebling an lockerer Leine neben dir her. Im Idealfall orientiert er sich an dir und sucht den Blickkontakt. Das klappt bei guter Erziehung➹ wahrscheinlich super, aber ist für das Tier auf Dauer langweilig. Sofern ihr nicht gerade an einer viel befahrenen Straße oder auf einem Radweg unterwegs seid, ist es nicht notwendig und gegen seine Natur, dass der Hund➹ ständig an deiner Seite läuft.
Ideal für euch beide ist, wenn der angeleinte Vierbeiner seinen durch die Leine bestimmten Radius hat: Solange die Hundeleine locker ist und er nicht ziehen muss, darf er schnüffeln und das Umfeld erkunden. Leinenführigkeit bedeutet nicht zwangsläufig eine kurze Leine. Das Ziel eures Trainings➹ soll sein, dass der Hund versteht, dass das Ziehen an der Leine zwecklos ist. Außerdem sollte dein Hund verstehen, dass du ihn führst und bei entsprechenden Kommandos auf dich reagiert.
Kein Hund kommt bereits leinenführig auf die Welt. Zwar gewöhnen sich manche Vierbeiner schneller daran, brav an der Leine zu laufen, als andere, aber ganz ohne Training geht es nie. Ist er heute meist ein Familienmitglied, so wurde der Hund während Jahrhunderten extra zum Jagen und Beute machen gezüchtet. Auch dem liebsten Familienhund liegt dies noch in den Genen. Es ist ihm absolut egal, ob du mit ihm durch eine wunderschöne Landschaft läufst oder über einen grauen Feldweg. Für ihn sind Spuren anderer Tiere spannend und am liebsten würde er diese aufstöbern. Auch ist er stets auf der Suche nach etwas Fressbarem. Das hat nichts mit deinem Futterangebot zu tun: Der Jagdtrieb liegt ihm einfach im Blut.
Daher rührt auch sein Interesse an allem, was sich bewegt. Eine besondere Herausforderung ist es, Leinenführigkeit beim Jagdhund erfolgreich zu trainieren. Und natürlich kommt es auf die bisherige Lebensgeschichte des Hundes an. Ein Welpe kann von Anfang an an die Leine gewöhnt werden. Kommt ein erwachsener Hund in deine Familie, hat er vielleicht schon eine gute Hundeschule genossen. Möglicherweise weiß er aber auch noch gar nicht, was eine Hundeleine überhaupt ist. Das gilt es vor allem zu bedenken, wenn du dich im Urlaub in eine streunende Fellnase verliebst und dem Vierbeiner ein Zuhause geben möchtest.
Ob aus dem Tierheim oder aus dem Ferienland: Leider werden erwachsene Vierbeiner häufig nach anfänglicher Begeisterung von ihren Besitzern abgegeben. Das betrifft vor allem jene Hunde, die bisher nie lernen durften, wie es ist, entspannt an der Leine zu laufen, zu folgen und vor allem: geliebt zu werden. Oft mussten sie um die Rangordnung kämpfen und der eine oder andere war, bevor er in ein tierliebes Zuhause kommt, Rudelführer.
Nun gilt es, ihm beizubringen, dass ihm die Führungsrolle nicht mehr zusteht, dass du aber auch nur das Beste für ihn möchtest. Die Leinenführigkeit mit einem solchen erwachsenen Hund zu trainieren, ist ein großes Stück Arbeit. Aber sie ist nicht unmöglich!
Die Meinungen, ob es wirklich schwieriger als bei einem Welpen ist, einen älteren Hund an die Leine zu gewöhnen und mit ihm Leinenführigkeit zu trainieren, gehen auseinander. Du wirst aber schnell merken, dass ein erwachsenes Tier nicht nur Spaß
am Lernen hat, sondern sich das Gelernte auch besser merkt, als die meisten Welpen. Es kommt darauf an, ihm zu zeigen, dass es sich lohnt, folgsam zu sein und ihm das an der Leine ziehen überhaupt nichts bringt. Das heisst: Auch ein
erwachsener Hund braucht beim Lernen und Trainieren Erfolgserlebnisse. An der lockeren Leine zu laufen muss ihm etwas bringen. Spare also nicht mit Lob, Streicheleinheiten und Leckerchen! Und vor allem müsst ihr beide viel Geduld haben.
Halte dir stets vor Augen, dass Leinenführigkeit nicht mit „Bei-Fuß“ verwechselt werden darf. Es geht lediglich darum, dass das Tier nicht durch Ziehen an der Leine bestimmt, wo es langgeht.
Ist ein Hund sehr aktiv und sprüht förmlich vor Energie, benötigt er einen Ausgleich. Er muss auch körperlich gefordert werden. Vielleicht ist Hundesport genau das Richtige für ihn. Oder ein regelmäßiger Treff mit anderen Hundehaltern in einer Gegend, in der die Vierbeiner rennen und springen und sich austoben können.
Dass Halsbänder, die bei einem plötzlichen Leinenruck zu Verletzungen führen können, tabu sind, versteht sich von selbst. Die beliebten abrollbaren Flexileinen sind praktisch, um dem Tier überall dort, wo Leinenzwang herrscht, so viel Freiheit wie möglich zu geben. Um Leinenführigkeit zu trainieren, taugen sie jedoch nicht. Wähle die Leine nicht zu kurz, sie soll locker durchhängen und dem Vierbeiner noch ausreichend Spielraum geben.
Ob Halsband oder Brustgeschirr für dich und deinen Hund Infrage kommt, ist für die Leinenführigkeit zweitrangig. Es gibt spezielle Hundehalfter für besonders erziehungsresistente Hunde, für deren Einsatz aber der Hundehalter geschult werden muss.
Ein vierbeiniges Familienmitglied ins Haus zu holen, ist immer ein Abenteuer. Wie wir Menschen auch, hat jeder Hund seinen eigenen Charakter. Wenn du die nötige Geduld aufbringst und Spaß an der Arbeit mit deinem neuen Liebling hast, wirst du letztendlich auch belohnt: Einem gut erzogenen und leinenführigen Hund musst du nicht permanent im Auge behalten und kannst eure gemeinsamen Spaziergänge und Wanderungen so richtig genießen.
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